Unglaublich! Polizei unterstützt Umweltschützer:innen bei Protestaktion!

Hannover – Es ist ein längst überfälliges Testimonial des Umschwungs: In der Niedersächsischen Landeshauptstadt schließt sich die Polizei einer Protestaktion von Umweltschützer:innen gegen die Abholzung der Leinemasch an und setzt damit als erste staatliche Institution ein energisches Zeichen hinsichtlich des umweltpolitischen Paradigmenwechsels!

In Hannovers Stadtteil Döhren geht die geplante Erweiterung des Südschnellwegs nach jahrelanger Vorbereitung nun in die entscheidende Phase. Doch die damit einhergehenden großflächigen Rodungsarbeiten im Bereich des innerstädtischen Naturretentionsgebietes um die Ricklinger Kiesteiche riefen eine Gruppe von Naturschützer:innen auf den Plan, die seither durch ein in Windeseile errichtetes Protestcamp gegen die bevorstehende Abholzung hunderter Bäume demonstrieren. Und im Kontext dieses Protests spielten sich bemerkenswerte Ereignisse ab: Am vergangenen Samstag staunten die Aktivist:innen der Gruppe „Leinemasch bleibt!“ nicht schlecht, als die von der Baufirma alarmierte Polizei das Camp widererwarten nicht räumte, sondern ihre bedingungslose Unterstützung der Aktion bekundete und tatkräftig Hilfestellung leistete.

„Zuerst dachten wir, jetzt geht’s uns an den Kragen, als die hier mit Absperrband und Kränen mit Personenkörben angerückt sind“, sagt ein Aktivist der Gruppe. Wie sich jedoch herausstellte, diente die Absperrung des Gebietes dem Zweck, die Baumaschinen von den besetzten Bäumen fernzuhalten. Auch die Kräne mit Personenkörben seien eine enorme Entlastung, so der Aktivist weiter:

„Es ist schon deutlich entspannter, in so nem Personenkorb vom Baum runterzufahren, wenn man mal dolle auf Toilette muss. Vorher mussten wir uns in solchen Momenten im Klettergurt abseilen und wenn’s so richtig dringend ist, kann das in dieser hängenden Position schonmal in die Hose gehen.“

Seitens der Polizei zeigt man sich mit breiter Brust:

„Ab heute wird die Ära, in der staatliche Institutionen zwar den Klimaschutz in Majuskeln auf jede Agenda schmieren, dessen Umsetzung jedoch gleichzeitig mit beispiellosem Einfallsreichtum sabotieren, nichts weiter als eine Erwähnung in den Geschichtsbüchern sein!“, verkündet Einsatzleiterin Gabriele Koschwitz mit demonstrativem Pathos in der Stimme. Als einen der Gründe für dieses verwirrend überraschende Manöver gab Koschwitz an, hochkomplexe polizeiinterne Eruierungen hätten die erschütternde Tatsache offengelegt, dass man durch Rassismus- und Verschleierungsskandale in der öffentlichen Wahrnehmung in Sachen Beliebtheit beileibe nicht zufriedenstellend abschneide. Deswegen habe man sich nahezu einstimmig dazu entschlossen, ab jetzt nur noch durch positive Presse in Erscheinung zu treten.

„Dies ist auch ein Schritt hin zur Modernisierung der Polizei“, so ein Sprecher der Polizeigewerkschaft des Landesbezirks Niedersachsen. „Wir müssen uns der unangenehmen Realität stellen, dass man uns für einen Haufen konservativer Reaktionäre hält und wir wollen mit diesen Vorurteilen aufräumen! Und womit, wenn nicht mit dem Support eines Naturschutzprojektes, könnten wir ein stärkeres Exempel dahingehend statuieren?“ Und um diesem Vorhaben Nachdruck zu verleihen, habe man sich nicht gescheut, für die Unterstützung des Protests in der Leinemasch Polizisten aus ganz Niedersachsen nach Hannover abzubestellen.

Den Reaktionen der Öffentlichkeit nach zu urteilen scheint dieses Kabinettstückchen aufzugehen. Vermehrt verleihen Passant:innen ihrer Hoffnung Ausdruck, dass der sogenannte „Freund und Helfer“ seinem wortwörtlichen Auftrag vielleicht künftig endlich wieder Rechnung trage; es ist vom „vorbildlichen Einsatz der Exekutive“ die Rede, bisweilen fallen sogar Formulierungen wie „das ist die wahre Zeitenwende“. Dies dürfte die Polizei in ihrem Bruch mit antiquierten Strukturen und ihrer neugefundenen Ausrichtung bestärken. Doch wird es dafür zweifelsohne ein gerüttelt Maß an Rückgrat, unbedingter Prinzipientreue und Durchhaltevermögen bedürfen, denn dass man sich mit dem Auftreten in der Leinemasch nicht nur Freunde macht, ist selbsterklärend. So entrüstet sich beispielsweise der Bauleiter der Umbaumaßnahmen, Werner Gottlob, über diesen „unverzeihlichen Messerstich in den Rücken des Fortschritts“, indem er fassungslos – und nicht weniger pathetisch als noch zuvor Einsatzleiterin Koschwitz – erklärt, die Polizei habe durch diese Aktion den Untergang unserer Gesellschaft eingeläutet. Weiter betont Gottlob, er habe kein Verständnis für die Aktivist:innen, man könne doch nicht alles auf einmal wollen: Entweder Klimaschutz oder Naturschutz, beides auf einmal ginge eben nicht. Seinem Bauvorhaben fiele zwar ein bisschen Natur zum Opfer, sei langfristig doch aber klimafreundlich. Nicht nur, weil durch den Ausbau des Schnellweges bald mehr E-Autos Platz hätten, sondern auch, weil durch das Fällen der vielen Bäume der herbstliche Einsatz von benzinbetriebenen Laubbläsern und somit der CO2-Ausstoß in dem Gebiet drastisch reduziert würde. Im Umkehrschluss hieße das, fährt Gottlob fort, dass die Zerstörung der Natur in diesem Falle dem Klimaschutz diene. Er könne nicht verstehen, warum Umwelt- und Klimaschützer:innen es so konsequent ablehnten, das große Ganze zu betrachten und ärgert sich über deren Kurzsichtigkeit.

Diese Argumente stoßen im von den Umweltschützer:innen und der Polizei besetzten Gebiet jedoch auf taube Ohren. Gegenwind sei man gewohnt und im Lager der Gesetzeshüter habe man bereits eine Arbeitsgruppe zusammengestellt, deren Aufgabe es sei, zu brainstormen, auf welche Bereiche man die neue Firmenpolitik ausweiten könne. Man sei noch zu keinen konkreten Ergebnissen gekommen, könne sich jedoch vorstellen, als nächstes von Linksradikalen besetzte Häuser zu schützen oder Hooligans für ihre Prügeleien bei Fußballspielen Polizeiausrüstung zur Verfügung zu stellen. Auch Protestaktionen an Flughäfen gegen die Rückführung von unautorisiert in die Bundesrepublik eingewanderten Menschen seien denkbar. Die Möglichkeiten seien nahezu unendlich und man blicke einer aufregenden Zukunft entgegen, in der man festentschlossen sei, ein von Grund auf anderes, frischeres, moderneres Bild der Polizei in der Gesellschaft zu verankern.

Der Schreiberling (ist gespannt)

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