The deed is done!
Aus der Asche einer geklauten Wahl und einem vergeigten Staatsstreich steigt er empor, der orange Phoenix mit goldenem Haar, er steigt empor und kehrt zurück in die heiligen Hallen des Weißen Hauses, zurück an jenen Ort, den der Herrgott für ihn vorgesehen hat. Donald Trump, nein, die Gerechtigkeit hat obsiegt: über Katzen fressende Immigranten, über Tampons auf Jungen-Toiletten, über Fake News Media, über das Gesetz, über einfach alles. Und das hat er sich verdient, der 47. President-elect, denn die vergangenen vier Jahre waren entbehrungsreich, eine Periode voll von Schmach, von politischen Hexenjagten und Mordanschlägen. Aus allen Kanonen hat er gefeuert, der Deep State, Gift und Galle hat er gespuckt, doch wo Gottes Wille ist, da perlen die Attacken der satanischen Eliten aus Washington an Donalds Nervenkostüm ab wie Wasser am Federkleid einer Ente. Diese Zeit ist nun überstanden, Ente gut, alles gut.
Kritische Retrospektive
Eines jedoch muss Donald Trump ganz selbstkritisch einräumen: Diese vierjährige Zäsur zwischen 2020 und heute, in der er dem linksfaschistischen Kabinett um Sleepy Joe und Phony Kamala zusehen musste, wie sie die größte Nation der Welt zugrunde richten, hätte nicht sein müssen, wäre Trump im Jahre 2016 doch nur ein kleines bisschen besser vorbereitet gewesen.
Zugegeben, sein Wahlsieg hatte Trump damals selbst völlig überrumpelt, es hatte ja niemand ahnen können, dass die Bevölkerung nach acht Jahren Obama von Demokraten derartig die Schnauze voll haben würde und auch die aus Russland sehr zuvorkommend losgeschickte Trollarmee zur Unterstützung von Trumps Wahlkampagne hätte man sicherlich besser mit dem Wahlkampfteam koordinieren können. Spätestens aber die skandalösen Enthüllungen einer Kinderblut trinkenden Präsidentschaftsanwärterin und ihrem Gefolge hätten Trump ein Indiz dafür sein müssen, dass seine Chancen auf den Chefsessel im Weißen Haus plötzlich rapide in die Höhe geschnellt waren. Doch Russen hin, Pizzagate her, all das schien Trump leider nicht genug von seiner bevorstehenden Regentschaft im Oval Office überzeugen zu können, weswegen kein minutiös ausgearbeiteter Plan für ein solches Szenario existierte. Was folgte, waren vier Jahre halbherzig ausgearbeiteter politischer Ziele und aufmüpfiger Mexikaner, die es nicht einsahen für eine Mauer zu bezahlen, die man extra für sie baute und all so ärgerliches Zeug eben, für das man irgendwie keine Lösungen parat hatte, was dann unweigerlich in der gestohlenen Wahl 2020 gegipfelt war.
»Seit Frauen wählen dürfen, geht alles den Bach runter«
Doch Donald Trump wäre nicht Donald Trump, wenn er nicht aus seinen Fehlern lernen würde, und Zeit zum Lernen hatte er in den letzten 48 Monaten genug. Klar war, so unvorbereitet geht man kein zweites Mal in einen Wahlkampf, geschweige denn in eine Amtszeit. Zurecht, wie sich herausstellte, denn der Feind schlief nicht, als dieser erkannte, dass dessen Kandidat das sehr wohl zu tun schien. In einem feigen Akt der Unsportlichkeit tauschten also diese ehrlosen Demokraten kurzerhand den senilen Alten gegen eine nicht senile, nicht ganz so Alte, die augenscheinlich nicht weiß, ob sie jetzt indisch oder schwarz ist. Dabei hatte es alles so gut ausgesehen, als Gottes Hand erst beim TV-Duell in Atlanta (GA) die Zurechnungsfähigkeit vom Alten genommen und dann beim Wahlkampfauftritt in Butler (PA) die Kugeln abgelenkt hatte. Da war der Sieg praktisch safe gewesen, jetzt aber musste der republikanische Goldjunge sich etwas einfallen lassen, denn seine neue Kontrahentin brachte frischen Gegenwind in die ganze Geschichte und wurde zu einer ernstzunehmenden Bedrohung.
Also zauberte Trump eine Geheimwaffe gegen weibliche Präsidentschaftskandidaten aus dem Hut: Tradwife-Influencerinnen. Eine Armee ultrakonservativer, zumeist fundamental baptistisch-christlicher (Haus-)Frauen jeden Alters, die sich heroisch aus der Knechtschaft jahrzehntelanger feministischer Repression befreien konnten, um endlich wieder ausschließlich das tun zu dürfen, wozu Gott sie einst schuf, nämlich dem Mann unterwürfig zu dienen. Also produzierten Social-Media-Stars wie Morgonn McMichael und Hannah Faulkner was das Zeug hielt Content. An jedem gesellschaftlichen Problem seien Frauen und der Feminismus schuld, der Feminismus destabilisiere die westliche Zivilisation.
»Seit Frauen wählen dürfen, geht alles den Bach runter«, sagt JustPearlyThings. Man stelle sich bloß vor, wo wir hinkämen, wenn auf einmal eine Frau das wahrscheinlich mächtigste Amt der Welt innehätte! Die Gewalt dieser medialen Einschläge dürfte Simone de Beauvoir in ihrem Grab erschüttert haben. Zig-millionenfach geklickt und geteilt rauschten derartige Beiträge durch den Wahlkampf und spülten Trump wieder ins Fahrwasser, bis er am Wahlabend dann doch mühelos alle Gegenkandidaten dieser Welt deklassierte – ob alter weißer Mann oder nicht ganz so alte schwarze oder indische Frau, völlig egal.
Mit Project 2025 in eine goldene Zukunft
Jetzt darf sich der frisch gebackene mächtigste Mann der Welt auf eine diesmal aussichtsreiche und vielversprechende Legislatur freuen. Denn er ist ja vorbereitet. Während Sleepy Joe nämlich die Vereinigten Staaten vier Jahre lang an die Wand gefahren hat, brachte Trump schon mal ein paar seiner Gefolgsleute an strategisch klugen Positionen in Stellung – 31 davon im Umfeld der Heritage Foundation, die dann ihrerseits emsig an einem 900 Seiten starken Manifest namens Project 2025 gearbeitet hat. Ein Pamphlet mit endlich strukturiert ausgearbeiteten Zielen, denen zufolge etwa direkt dem Präsidenten unterstellte Beamte ins exekutive Verwaltungssystem eingesetzt werden sollen, während man gleichzeitig lästige Bundesbehörden wie FBI und Homeland Security demontieren will, damit the one and only Donald Trump das Land fortan nach eigenem Gusto durchregieren und umbauen kann. Damn, that’s good politics! Und bei solch einem geballten antidemokratischen Taktikverständnis wird selbst der geübteste Diktator feucht im Schritt.
Auch hier zeigt Trump Weitsicht, denn wer America great again machen möchte, sollte sich nicht zwanghaft an rückwärtsgewandten politischen Systemen festklammern, bloß weil sie eben seit 1787 bestehen. Das Erstarken diktatorischer und autokratischer Mächte weltweit scheint derartige Vermutungen zu unterstreichen, also beweist Trump in dieser Hinsicht offensichtlich den richtigen Riecher.
Es bleibt zu konstatieren: Gut geplant ist halb gewonnen und seinen Sieg durfte unser MAGAlomaniac im Kreise seiner treuen Gefolgschaft verdienterweise feiern. Mit einer Gefolgschaft, die wie ein Mann hinter ihrem Präsidenten steht, einer Gefolgschaft, die die Injurialrhetorik ihres Propheten par excellence in ihre DNA integriert hat. So skandierte die siegestrunkene Menge in der Nacht des 5. November lautstark und immer wieder »You Ass, Ey! You Ass, Ey!« (dt: Du Arsch, Ey!), als der 47. President-elect auf der Bühne in West Palm Beach (FL) im goldenen Licht des Erfolges mit goldener Zunge ein goldenes Zeitalter der Vereinigten Staaten prophezeite. Ein Zeitalter, in dem vielleicht nicht direkt Milch und Honig in den Flüssen, dafür aber eigene Autos auf den Fließbändern und amerikanisches Öl in den Pipelines fließen wird.
Der Schreiberling